Meine drei größten Herausforderungen und Learnings als Physiotherapeutin

AutorIn: Valentina Kranabetter
Valentina Kranabetter
Lesedauer: 3:45 Minuten

Physiotherapeutin Valentina Kranabetter in Kapstadt

In diesem Gastbeitrag erzählt euch Valentina Kranabetter von ihrem Weg zum Traumberuf PhysiotherapeutIn. Du erfährst, wie ein vermeintlich holpriger Start, der Sprung ins kalte Wasser in Südafrika und selbstbewusstes Arbeiten eine vielversprechende Berufskarriere eröffneten. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen über Valentinas Herausforderungen und Learnings.


Am Plan festhalten

Für mich war relativ früh klar, dass ich Physiotherapeutin werden will. Allerdings gibt es in Österreich relativ wenig Studienplätze und viele BewerberInnen, wodurch immer nur wenige Glückliche die Chance hatten das Physiotherapie-Studium an der Fachhochschule zu beginnen. In meiner damaligen Schule gab es viele skeptische Bemerkungen: „Was? Du willst Physiotherapie studieren? Da bekommst du ja nie einen Studienplatz.“ Zum Glück ließ ich mich von Kommentaren wie diesen nicht von meinem Ziel abbringen.

Gesagt – getan! Leider landete ich beim ersten Anlauf auf der Warteliste und nützte das Jahr, um den medizinischen Masseur abzuschließen. Beim zweiten Versuch bekam ich dann die Zusage für die Fachhochschule in meiner Wunschstadt Graz. Was ich daraus gelernt habe:

Learning #1: Hör nicht auf das, was andere sagen und gib Dich nicht mit einem Plan B zufrieden.

Der einfachere Weg wäre vermutlich gewesen, einfach ein anderes Studium zu beginnen. Mit dieser Entscheidung wäre ich aber mit Sicherheit nicht glücklich gewesen. Aus diesem Grund will ich Dich dazu ermutigen, an Deinen Träumen festzuhalten und nicht immer den einfachen Weg zu gehen.

Der Abstecher ins Ausland

Ihr letztes Praktikum absolviert Valentina im Groote Schuur Hospital in Kapstadt, Südafrika

Auf mich warteten drei zeitintensive Jahre, in denen ich sehr viel lernen durfte und meinem Traumberuf immer näher kam. Der krönende Abschluss war mein allerletztes Praktikum.
Mit zwei FreundInnen machte ich mich auf die Reise in ein unbekanntes Land am anderen Ende der Welt: Nach Südafrika. Unser Praktikum absolvierten wir in dem „Groote Schuur Hospital“ in Kapstadt, einem staatlichen und geschichtsträchtigen Krankenhaus, wo im Dezember 1967 die erste Herztransplantation durchgeführt wurde.

Nach einer sehr kurzen Eingewöhnungsphase, wurden wir ins kalte Wasser gestoßen. So betreute ich orthopädische PatientInnen mit uns teilweise völlig unbekannten Diagnosen und unter anderem auch Gang-Mitglieder (wie wir im Nachhinein durch Eigenrecherche herausfanden). Es war ein echtes Abenteuer, wodurch ich aber in kurzer Zeit sehr viel lernen durfte.

Eine für mich immer noch unglaubliche Geschichte war die eines jungen Mannes. Ich lernte ihn mit einem speziellen Gerät in der Hand, stets gehend und immer mit einem Lächeln auf den Lippen kennen. Als ich allerdings sein Röntgenbild sah, konnte ich kaum glauben, dass dieser Mann überhaupt gehen konnte!

Die Diagnose des Patienten war Tuberkulose. Seine gesamte Wirbelsäule war davon betroffen und mittlerweile war sein Rückgrat durch Metallimplantate gestützt. Die eigentlichen Wirbelkörper in der Brustwirbelsäule waren im Röntgenbild nicht mehr sichtbar – zerstört von der Tuberkulose. Noch mehr schockierte mich jedoch seine Geschichte. Der Mann infizierte sich mit Tuberkulose und wurde zu Beginn mit Medikamenten behandelt. In weiterer Folge kam er ins Gefängnis, weshalb die Behandlung der Tuberkulose abgesetzt wurde. Aus diesem Grund konnte sich die Krankheit weiterhin im Körper ausbreiten. Das war einer der eindringlichsten Momente in meinem Praktikum in Kapstadt.

Learning #2: Falls du in Deinem Studium die Möglichkeit hast ein Auslandspraktikum zu absolvieren: Nutze die Chance. 🙂

Es zählt der eigene Weg

Mittlerweile arbeite ich bereits drei Jahre als Physiotherapeutin und kann von mir behaupten, dass ich die kleinen Einstiegsschwierigkeiten hinter mich gebracht habe. Ich bin nach wie vor unendlich froh, dass ich diesen wundervollen und abwechslungsreichen Beruf gewählt habe. Was ich auch in diesen Jahren lernen durfte:

Learning #3: Nichts ist so wichtig, wie seinen eigenen Weg als Physiotherapeut und als Physiotherapeutin zu finden. Sei immer Du selbst!

Physiotherapeutin Valentina Kranabetter

Physiotherapeutin Valentina Kranabetter

Dies beginnt bereits im ersten Augenblick des Kennenlernens. Denn eine gute Therapeuten-Patienten Beziehung ist die wichtigste Basis für einen guten Therapieerfolg und das Erreichen der gemeinsam festgelegten Ziele. Wenn ein Patient oder eine Patientin hingegen skeptisch gegenüber Deinen Therapieansätzen ist, wird vermutlich auch das Outcome der Therapie nicht optimal sein.

Wie gewinnt man das Vertrauen von PatientInnen? SEI DU SELBST! Jeder Therapeut und jede Therapeutin und auch jeder Patient ist anders. Wichtig ist, dass Du Deinen Weg als TherapeutIn findest. Sei authentisch und stehe zu Deinen Überzeugungen und Werten. Man kann auch nicht mit jedem Menschen gleich gut. Bleib trotzdem authentisch und versuche Dich nicht zu verbiegen. Auch als PhysiotherapeutIn entwickelt man seine „eigene Handschrift“.

Vertraue auf Deine Kenntnisse und Fähigkeiten. Insbesondere zu Beginn meiner Physiotherapiekarriere war ich in gewissen Situationen unsicher. Mit der Routine und der Behandlung von vielen unterschiedlichen PatientInnen gewinnt man Sicherheit in der Therapie, findet seinen Weg und lernt dazu. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mach Dich nicht fertig, wenn es einmal nicht so rund läuft. Lerne aber aus Deinen Fehlern und bleib immer am Ball. Dann wird der Beruf des Physiotherapeuten immer spannend und aufregend für Dich bleiben.


Kurzbio zu Valentina Kranabetter

Ich arbeite in einer Rehabilitationseinrichtung in Graz, wo ich meine PatientInnen dabei unterstütze, ihr individuelles Rehaziel zu erreichen. Auf meinem Blog „Physio inspiriert“ gebe ich wertvolle Informationen über Gesundheit weiter. Zudem findest Du mich auch auf Instagram, wo ich Dich immer wieder mit „gesunden Lifehacks“ motiviere und inspiriere. Schau gerne auf meinen Kanäle vorbei und hinterlasse mir eine Nachricht. 🙂

Steckbrief

Die wichtigsten Kontaktinfos zu unserer Gastautorin Valentina findest Du im kompakten Steckbrief:

Name: Valentina Kranabetter
Standort: Graz, AT
E-Mail: physioinspiriert@gmx.at
Webseite: www.physio-inspiriert.at
Instagram: www.instagram.com/physioinspiriert
Facebook: www.facebook.com/physioinspiriert

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