Praxisübernahme: Checkliste und Tipps

Lesedauer: 6:30 Minuten
Praxisübernahme

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Ein paar anfängliche Überlegungen zur Praxisübernahme

Du willst mit Niederlassung arbeiten und hast Dich dazu entschieden, eine bestehende Praxis zu übernehmen?

Dann stellen sich zu Beginn natürlich einige Fragen, die wir hier klären wollen. Wichtig ist, sich gründlich zu informieren und eine Praxis nicht einfach aus dem Blauen heraus zu übernehmen. Denn Du musst die für Dich passende Praxis finden, die Übernahme gut planen und einiges beachten.

Zu Beginn ein paar Fakten

Laut Angabe der Ärztekammer werden im Jahr 2028 ca. 50 % der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen in Pension gehen.

2018 gab es 18.287 Ärzte und Ärztinnen mit Niederlassung, was bedeutet, dass es 2028 nur noch ca. 9.143 sein werden.

In dem Fall wird eine Praxis entweder geschlossen oder eine Übergabe angestrebt. ÄrztInnen und TherapeutInnen, die sich für eine Praxisübernahme interessieren, haben also gute Chancen, auch eine passende zu entdecken und mit dem Vorhaben erfolgreich zu sein.

Vorteile bei der Übernahme einer Praxis

Im Vergleich zur Neugründung bzw. Praxisgründung bietet Dir die Übernahme einer Praxis einige Vorteile. Ein besonders großer ist der bereits bestehende Patientenstamm – so kannst Du die PatientInnen einfach übernehmen.

Weitere Vorteile sind das eingearbeitete und eingespielte Team sowie die etablierte Infrastruktur: Prozesse sind bereits erprobt und etabliert, Möbel, Software und Geräte sind bereits vorhanden etc. Und auch die Wirtschaftlichkeit ist besser abzuschätzen als bei einer Praxisgründung, da hier schon Zahlen vorliegen.

Praxisübernahme: Sofort oder in Etappen?

Wenn eine Praxis schließt, kannst Du diese direkt übernehmen – das wäre die sofortige Übernahme. Dann trägst Du sofort die volle Verantwortung und musst Dich besonders gut vorbereiten, damit die Praxis auch mit Dir in der Leitung problemlos weiterläuft und die PatientInnen durchgehend gut betreut sind.

Du kannst aber auch eine Zeit lang gemeinsam mit dem bisherigen Arzt/Therapeuten oder der bisherigen Ärztin/Therapeutin in der Ordination arbeiten (zB im Angestelltenverhältnis, mittels Jobsharing etc.), bevor Du die Praxis dann etwas später übernimmst. Das wäre die Praxisübernahme in Etappen.

Diese hat den Vorteil, dass die Übernahme reibungsloser ist und sich sowohl PatientInnen als auch MitarbeiterInnen an Dich gewöhnen können. Außerdem kannst Du so von Deinem/Deiner VorgängerIn in die Systeme eingeschult werden und von dessen/deren Wissen profitieren.

Wie kann man eine Praxis finden?

Um eine Arztpraxis zu finden, die für eine Übernahme zur Verfügung steht, hast Du mehrere Möglichkeiten. Einerseits kannst Du Dich auf entsprechenden Online-Plattformen umsehen, andererseits kannst Du auch themenverwandte Zeitschriften durchsehen oder zu Veranstaltungen gehen.


Unsere Tipps zur Praxisübernahme

Für alle Ärzte/Ärztinnen und TherapeutInnen, die über eine Praxisübernahme nachdenken, haben wir hier ein paar Informationen und Tipps zusammengestellt:

Markt- & Wettbewerbsanalyse

Bevor Du die Entscheidung fällst, dass Du eine bestimmte Praxis übernimmst, ist es sinnvoll, eine Markt-, Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse durchzuführen. So kannst Du Dich über demografische Daten der PatientInnen, Konkurrenzpraxen und den Standort informieren.

Wichtig: Bist Du Vertragsarzt bzw. -ärztin, dann bist Du an eine örtliche Verteilung gemäß des „Stellenplans“ gebunden. In dem Fall hast Du also keine komplette Entscheidungsfreiheit über den Praxisstandort, was die Auswahl der übernehmbaren Praxen einschränkt. Als Wahlarzt/-ärztin hingegen kannst Du Deinen Standort frei wählen.

Kosten der Praxisübernahme berechnen

Eine Praxisübergabe ist für den/die vorangegangenen Besitzer/die Besitzerin finanziell immer sinnvoller als sie zu schließen. Wie viel Dich die Übernahme der Praxis kostet, hängt von vielen Faktoren ab:

  • Standort
  • Ärztliche/Therapeutische Fachrichtung
  • Größe der Ordination
  • Materielle Werte (Technik, Praxisräume)
  • Immaterieller Praxiswert
  • Kosten für die Finanzierung (Kredite, Fördermittel etc.)

Meist wird im Vorhinein eine Praxisbewertung durchgeführt, um den konkreten Wert zu ermitteln.

Tipp: Prüfe vor der Praxisübernahme immer auch die finanzielle Situation ebendieser, also Einnahmen vs. Ausgaben, Verbindlichkeiten der Ordination etc. Sieh Dir Versicherungen und Verträge an, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

PatientInnen: Daten und Kommunikation

Du darfst die Daten der PatientInnen Deines Vorgängers bzw. Deiner Vorgängerin nicht einfach kaufen und übernehmen.

Hier gelten nämlich sowohl Datenschutz als auch die ärztliche Schweigepflicht. Um also Einsicht in die Daten und Akten bekommen zu können, solltest Du mit dem/der VorgängerIn einen Verwahrungsvertrag abschließen. Hinzukommen sollte auch eine sogenannte Vereinbarung zur Auftragsverarbeitung.

Hast Du das gemacht, müssen auch die Patienten und Patientinnen der Übergabe ihrer Daten zustimmen. Bei der Praxisübernahme solltest Du also ein Schreiben an sie verfassen, in dem Du Dich vorstellst, über die Praxisübergabe Deines/Deiner VorgängerIn informierst und auf die Bestimmungen zum Datenschutz hinweist.

Das Personal wird übernommen

Wichtig zu wissen ist auch, dass Du die Angestellten des vorherigen Arztes bzw. der vorherigen Ärztin übernehmen musst. Denn eine Praxisübergabe/-übernahme ist kein Kündigungsgrund. Ausnahmen gibt es nur, wenn sich beispielsweise die Rechtsform ändert oder aber betriebswirtschaftliche Gründe eine Rolle spielen.

Auch hier ist es also wichtig, den Wechsel zu kommunizieren, Dich Deinen neuen MitarbeiterInnen vorzustellen und über ihre Erwartungen zu sprechen. Auch wenn Du als neuer Arzt bzw. neue Ärztin etwas an den Abläufen ändern willst, solltest Du das rechtzeitig kommunizieren und auf die Umsetzung achten, damit am Tag der Praxisübernahme alles glattläuft.

Wissenswert: Denk auch an den Datenschutz bei Übernahme des Personals. Außerdem kann es Dir natürlich passieren, dass MitarbeiterInnen von sich aus kündigen, denn sie haben einen Monat Zeit dafür, der Übernahme ihres Arbeitsvertrags zu widersprechen.

Rechtliche Aspekte beachten

Damit Du keinen rechtlichen Aspekt vergisst, haben wir hier eine kleine Checkliste für Dich zusammengestellt:

  • Kaufvertrag: Er enthält viele wichtige Klauseln, den Kaufpreis, den Übernahmezeitpunkt etc. Prüfe diesen genau und am besten mithilfe eines Rechtsanwalts. Eine Beratung ist durchaus sinnvoll.
  • Verträge: Wenn Du eine Arztpraxis übernimmst, solltest Du auch die Verträge und Vereinbarungen prüfen. Dazu zählen Mietverträge, Liefervereinbarungen & Co. Prüfe deren Laufzeiten, Übertragungsmöglichkeiten und Kündigungsfristen.
  • Rechtsform: Soll die Rechtsform der Arztpraxis geändert werden, ist es wichtig, dieses Thema frühzeitig anzugehen. Eine solche Änderung zieht meist weitere Verpflichtungen nach sich, die Du beachten und organisieren musst.
  • Versicherungen: Hier sind folgende Fragen wichtig: Welche bestehen bereits? Wie sind die Konditionen? Welche werden noch benötigt?
  • Genehmigungen: Welche benötigst Du für den Betrieb einer Arztpraxis in Deinem medizinischen Gebiet? Stell sicher, dass alle Lizenzen vorhanden sind und diese nach der Praxisübergabe durch den/die VorgängerIn auf Dich übertragen werden können.

Gesetzliche Anforderungen an die Praxis prüfen

Nicht nur an Ärzte und Ärztinnen werden strenge Anforderungen gestellt, sondern auch an das Inventar und die Räume einer Praxis. Das können zB Anforderungen durch das Arbeitsschutzgesetz, aber auch durch das Infektionsschutzgesetz sein. Hol hier also alle benötigten Informationen ein, um diese Gegebenheiten prüfen zu können.

Auf die richtige Software setzen

Damit Dein Team gut zusammenarbeiten kann und Deine PatientInnen durchgängig gut betreut sind, ist auch die richtige Software von Bedeutung. Am einfachsten sind Programme, bei denen Du alles Wichtige in einem System hast.

So kannst Du Patientenakten online (im System) einsehen, siehst alle Termine auf einen Blick und kannst Rechnungen mit nur wenigen Klicks erstellen. Du hast alle Informationen zu jedem einzelnen Patienten bzw. jeder Patientin in einem System zusammengefasst.

Eine solche Software ist auch appointmed. Wir nennen sie gerne das Schweizer Taschenmesser für Deine Praxis.

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(Online) Marketingstrategie überlegen

Mögliche neue PatientInnen sollen Deine Praxis auch nach Praxisübernahme noch finden können. Daher solltest Du auch als Arzt bzw. Ärztin auf eine starke Online-Präsenz setzen. Hier eine kleine Checkliste mit Möglichkeiten, die Du dafür hast:

  • Website erstellen: Sie ist wie Dein Praxisraum im Internet.
  • SEO (Suchmaschinen-Optimierung): Optimiere Deine Inhalte für Suchmaschinen, damit diese auch gefunden werden.
  • Eintrag in Branchenverzeichnisse: Docfinder & Co. werden häufig besucht, um den richtigen Arzt oder die richtige Ärztin zu finden. Daher solltest Du auch hier vertreten sein.
  • Google Ads: Mit dieser Werbeform machst Du im Internet noch stärker auf Dich aufmerksam und erscheinst mit Deiner Praxis noch über den organischen (normalen) Suchergebnissen. Informiere Dich in diesem Kontext auch über die rechtlichen Auflagen bzw. Verbote für Werbung von ÄrztInnen!
  • Flyer & Veranstaltungen: Verteile Flyer, vernetze Dich mit anderen ÄrztInnen und gehe zu Informationsabenden, auf denen Dich potenzielle PatientInnen kennenlernen können.

Checkliste zur Praxisübernahme

Eine Praxisübernahme ist Dein festes Ziel? Damit diese erfolgreich wird, kannst Du Dich in unserer Checkliste über die einzelnen wichtigen Schritte informieren:

  • Kontakt zur Kassenärztlichen Vereinigung aufnehmen.
  • Dort in die Warteliste für eine Zulassung eintragen lassen (Wichtig: Deine Weiterbildung muss zu dem Zeitpunkt beendet sein).
  • Unterlagen für den Zulassungsausschuss zusammentragen.
  • Die passende Praxis suchen (zB über Online-Praxisbörsen).
  • Mit dem/der bisherigen Arzt/Ärztin den Preis & Co. verhandeln (dabei am besten auf eine professionelle Beratung durch einen Rechtsanwalt setzen).
  • Finanzierung mit der Bank klären und Förderungen recherchieren.
  • Mit dem/der VermieterIn Fragen zum Mietvertrag klären.
  • Versicherungen und Verträge prüfen (Wichtig: Auch Banalitäten wie Telefon und Internet nicht vergessen).
  • Beim Zulassungsausschuss um einen KV-Sitz bewerben (als NachfolgerIn).
  • MitarbeiterInnen, PatientInnen und die KV informieren.
  • Online-Marketing umsetzen.
  • Praxisschild erneuern.
  • Auf praktische Software setzen (zB appointmed).

Herzlichen Glückwunsch! 👍

Die Praxisübernahme war erfolgreich!

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