Heimarbeit wegen Coronavirus (COVID-19): Für Therapeuten überhaupt möglich?

Lesedauer: 4:30 Minuten
Heimarbeit für Therapeuten während des Coronavirus (Covid-19)

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Update 19.03.2020:
Das appointmed Team hat unter Hochdruck daran gearbeitet, Videosprechstunden zwischen TherapeutInnen und PatientInnen direkt in die Patientenakte zu integrieren. Diese neue Funktion ist ab sofort für ALLE appointmed Kunden während der Corona Krise kostenlos verfügbar.

Heimarbeit in Form von virtuellen Hausbesuchen und Videosprechstunden ist eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen, die vielen ÄrztInnen und TherapeutInnen in den nächsten Wochen bevorstehen. So können PatientInnen auch in dieser, von Unsicherheit geprägten Zeit, bis zu einem gewissen Maß betreut werden, ohne sie und sich selbst einem vermeidbaren Gesundheitsrisiko auszusetzen.

Meine PatientenInnen sagen ihre Termine ab, anstatt in die Praxis zu kommen – was soll ich tun?

Das ist eine Frage, die in den letzten Tagen immer öfter gestellt wird. Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir große Befürworter von ortsunabhängigem Arbeiten sind. Als Technologieunternehmen haben wir natürlich einige Vorteile gegenüber anderen Branchen. Auf internationaler Ebene sehen wir aber immer mehr Gesundheitsdienstleister, die ihr Angebot um Telemedizin, Ferndiagnose und digitale Sprechstunden erweitern.

Aus aktuellem Anlass möchten wir in diesem Artikel einige Möglichkeiten aufzählen, wie auch Du, ganz ohne persönlichen Kontakt, mit Deinen PatientInnen interagieren und Terminausfälle – zumindest teilweise – kompensieren kannst.

Welche Tools zur Video Sprechstunde während der Heimarbeit können wir empfehlen?

Für Benutzer von Apple Geräten lässt sich die Frage relativ schnell beantworten: FaceTime, auch wenn hier die rechtlichen Details noch nicht zu 100% geklärt sind. Apple weigert sich noch einige Abkommen zur vollständigen Compliance zu unterzeichnen, erfüllt aber bereits alle relevanten Sicherheitsstandards. FaceTime ist dennoch eine zuverlässige und einfache Art der Videokommunikation. Die Voraussetzung ist freilich, dass beide Seiten ein Gerät von Apple (Mac, iPhone oder iPad) verwenden!

Eine einfache Alternative bietet whereby.com. Hier kann ein Video-Call zwischen der ÄrztIn/TherapeutIn und der PatientIn direkt im Browser gestartet und durchgeführt werden. Das gilt selbstverständlich auch für mobile Browser auf Smartphones oder Tablets. Dein Gegenüber muss nur eine Internetadresse aufrufen und anschließend Mikrofon, sowie Kamera freigeben.

Wichtig!
Leider sind die vermeintlich prominentesten Vertreter in der digitalen Kommunikation kein geeignetes Mittel für die Patientenkommunikation. Trotz Verschlüsselung werden sowohl bei „WhatsApp„, „Facebook Messenger“ und „Skype“ (außer „Skype for Business“) Daten in die USA übertragen. Die Verwendung ist somit für den medizinischen Bereich nicht geeignet und sogar explizit verboten!

Zuhause arbeiten, ohne Lagerkoller

Arbeitsplatz für die Heimarbeit

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Richte einen dedizierten Arbeitsplatz ein

Die meisten unserer KundInnen nutzen appointmed auch Zuhause, um zB die Abrechnung in einem gemütlichen Umfeld ausserhalb der Praxis zu erledigen. Solltest Du keinen eigenen Raum als Büro für die Heimarbeit zur Verfügung haben, probiere einfach unterschiedliche Plätze in Deinen eigenen vier Wänden aus. Vom Küchentisch bis zur Couch im Wohnzimmer – fast überall lässt sich ein gemütlicher und produktiver Arbeitsplatz einrichten.

MitbewohnerInnen um Rücksicht bitten

Vor allem in Familien mit Kindern ist es wichtig, das Arbeiten von Zuhause aus ins richtige Licht zu rücken. Hast Du einen eigenen Raum zur Verfügung und kannst die Türe schließen, bedeutet das, dass Mama, Papa, die Partnerin oder der Partner gerade arbeiten und nicht gestört werden sollen.

Beim Arbeiten am Küchentisch ist das freilich schwerer durchzusetzen und erfordert auch von einem selbst ein höheres Maß an Disziplin und der Fähigkeit zu Fokussieren. Jedoch lässt sich die Situation im Gespräch meist gut erklären und Familienmitglieder oder andere MitbewohnerInnen nehmen gerne Rücksicht (Katzen eher nicht…).

Verlasse das Haus

Damit Dir die Decke während der Heimarbeit nicht auf den Kopf fällt, solltest Du auch regelmäßige Pausen einlegen und zB täglich einen Spaziergang auf Deiner ToDo-Liste haben. Auch mit den aktuellen Maßnamen zur Eindämmung des Corona-Virus ist dies zum aktuellen Zeitpunkt erlaubt.

Beachte trotzdem alle behördlichen Auflagen wie zB, dass Du nur alleine, oder mit einer Person, die ohnehin im Haushalt lebt, spazieren gehst und einen Abstand von mindestens 2 Metern zu MitbürgerInnen einhältst.

Was, wenn die PatientInnen doch persönlich vorbei schauen?

Hände waschen ist ein Muss beim Umgang mit Patienten

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Wenn Du Dich dafür entscheidest, Deine Praxis geöffnet zu halten und PatientInnen ihre Termine wahrnehmen, solltest Du unbedingt auf bestimmte Hygiene- bzw. Sicherheitsmaßnahmen achten:

  • Wasche oder desinfiziere Deine Hände vor und nach dem direkten Kontakt mit der PatientIn und ermögliche es ihnen ebenso.
  • Vermeide es unbedingt, Dir beim Kontakt mit PatientInnen zwischendurch in das Gesicht zu fassen.
  • Reinige bzw. desinfiziere regelmäßig die Tastatur Deines Computers oder Laptops bzw. das Display Deines Tablets. Das gilt besonders auch für Gruppenpraxen, wo unterschiedliche KollegInnen die selben Geräte nutzen.
  • Desinfiziere mehrmals täglich Oberflächen, die in häufigem Kontakt mit Personen stehen (zB Türgriffe, Armlehnen,…).
  • Sorge im Wartezimmer für den nötigen Sicherheitsabstand für PatientInnen oder informiere sie darüber, nicht zu früh zu einem Termin zu erscheinen um eine Gruppenbildung in der Praxis zu vermeiden.
  • Entferne wenn möglich alle Gegenstände aus dem Wartezimmer, die im Hautkontakt mit unterschiedlichen PatientInnen stehen können (zB Zeitschriften, Spielsachen, Stifte, Getränke und Gläser,…).
  • Desinfiziere regelmäßig die Toilette, vor allem, wenn sie auch Deinen PatientInnen zur Verfügung steht.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Gesundheitssektor, speziell auf TherapeutInnen und ÄrztInnen, lassen sich aktuell noch schwer abschätzen. Hier sind auf jeden Fall die jeweiligen Regierungen gefragt, um Verdienstausfälle zu verhindern bzw. zu kompensieren.

In Österreich informieren das Bundesministerium für Finanzen, das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, die Wirtschaftskammer, die Ärztekammer sowie Fachverbände in eigens dafür eingerichteten Bereichen auf den jeweiligen Webseiten:


Einfach ausprobieren!

Abschließend möchten wir Dich nochmals motivieren, die – ohne Frage – großen Herausforderungen dieser Krise auch als kleine Chance zu sehen. Eine Chance, Heimarbeit und virtuelle Treffen mit Deinen PatientInnen auszuprobieren und ihnen trotz aller Umstände, weiterhin die gewohnte Fürsorge zu bieten, die sie auch in Deiner Praxis gewohnt sind.

Wir sind uns sicher, es gibt unter Deinen Patienten experimentierfreudige KandidatInnen, mit denen Du die Videosprechstunde ausprobieren kannst. Und wer weiß, eventuell etabliert sich diese Art der Kommunikation auch in Deinem Arbeitsalltag und PatientInnen lernen den zusätzlichen Service zu schätzen.

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