Erfolgreich als Logopädin, Unternehmerin und Gründerin von memole.de (mit Silke Bernhardt)
Silke Bernhardt ist Logopädin und Gründerin von memole – einer Online-Akademie für TherapeutInnen. Im Interview spricht sie über ihren Weg von der eigenen Praxis zur Unternehmerin und erklärt, warum Lernen und Weiterentwicklung für sie untrennbar verbunden sind.

Lernen ohne Grenzen
Silke Bernhardt liebt das Lernen und hat aus dieser Leidenschaft eine ganze Akademie aufgebaut. Nach Jahren in der eigenen Praxis und wertvollen Erfahrungen in der Teamführung entschied sie sich, mit memole eine Online-Plattform für LogopädInnen und ErgotherapeutInnen zu schaffen. Ihr Ziel: Fachwissen flexibel und praxisnah zugänglich machen. Im Gespräch erzählt sie, warum es sich lohnt, immer wieder neue Wege zu gehen, wie man als PraxisinhaberIn nicht den Überblick verliert und warum externer Austausch genauso wichtig ist wie Fachkompetenz.
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Hallo Silke, schön, dass du dabei bist! Stell dich doch bitte kurz vor.
Sehr gerne! Ich bin Silke Bernhard, geboren in Flensburg, und lebe mittlerweile in Berlin. Ich bin Logopädin, habe meine Ausbildung in Kiel gemacht und verschiedene berufliche Stationen durchlaufen, bevor ich bei memole, der Akademie für Logopädinnen und Ergotherapeutinnen, gelandet bin. Dort bieten wir Selbstlernkurse an.
War für Dich immer klar, dass Du Logopädin werden möchtest? Wie war Dein Weg dorthin?
Logopädie vereint für mich perfekt Pädagogik, Musik und Medizin beziehungsweise Biologie.
Ich bin musikalisch, singe regelmäßig und meine Mutter war Pädagogin. Hier gibt es also eine Vorbildung bzw. ein Vorinteresse. Diese Kombination, was Logopädie alles vereint, hat mich begeistert, und ich bin nach wie vor ein großer Fan meines Berufs.
Wusstest Du nach der Ausbildung gleich, dass Du Dich selbstständig machen möchtest?
Mir war klar, dass ich zuerst Praxiserfahrung sammeln muss. Direkt nach der Ausbildung fehlt einfach noch einiges an Wissen. Aber aus meiner Familie kannte ich das Unternehmertum gut, und ich wusste früh, dass Selbstständigkeit mein Ziel ist.
Wo hast Du gearbeitet, bevor Du Deine eigene Praxis gegründet hast?
Ich wollte bewusst verschiedene Bereiche kennenlernen. Ich habe in einer Klinik für Geriatrie gearbeitet, dann in einer logopädischen Praxis, in der alle Störungsbilder behandelt wurden. Erst danach habe ich meine eigene Praxis gegründet. Diese Erfahrungen waren mir wichtig, um einen umfassenden Einblick in das Berufsfeld zu bekommen. Ich glaube, das hat mir gut getan.
Was war das wichtigste Learning aus dieser Zeit?
In der Klinik habe ich viel über Teamführung gelernt – und wie unterschiedlich erfolgreich Teams geleitet werden können. In der Praxis habe ich als einzige Angestellte ebenfalls gesehen, wo es Optimierungspotenzial gibt. Später, mit eigenen Mitarbeiterinnen, wusste ich, dass Teamführung eine Lernaufgabe ist und dass ich mir Mühe geben sollte, dass es gut wird. Heute bekomme ich von meinen Mitarbeiterinnen die Rückmeldung: „Ich bin zurück aus dem Urlaub und freue mich auf die Arbeit mit Dir.“ Gibt es eine schönere Begrüßung?
Hast Du Deine Praxis zunächst alleine geführt oder direkt ein Team aufgebaut?
Ich starte gerne alleine und analysiere schnell, was nötig ist. Innerhalb eines halben Jahres war ich voll ausgelastet und habe meine erste Mitarbeiterin eingestellt. Von da an ging es schnell weiter. Ich habe mir den fachlichen Austausch lieber extern gesucht, zB mit anderen UnternehmerInnen oder wie damals, als ich einen Praxisverbund gegründet habe, in dem sich mehrere Praxis-InhaberInnen zu einem Thema und dem Austausch darüber zusammengeschlossen haben. In diesem Kontext bin ich immer ein großer Fan von Austausch. Meine eigenen Projekte führe ich gerne alleine.
Wie hat sich Deine Praxis weiterentwickelt?
Wir sind auf vier Mitarbeiterinnen und eine Filiale gewachsen – ganz organisch durch die hohe Nachfrage. Wir haben ein breites Spektrum angeboten: alle Störungsbilder, Hausbesuche und Therapien auch samstags. Die Standortwahl war gut durchdacht, und das Konzept hat sich bewährt.
Hast Du Dich weiterhin stark auf die Therapie konzentriert oder Dich mehr um das Unternehmen gekümmert?
Das ist ein guter Punkt. Das ist, glaube ich, für viele KollegInnen schwer nachzuvollziehen.
Ich wusste, dass es wichtig ist, weniger zu therapieren und mich auf die Praxisführung zu konzentrieren. Sonst hätte ich den Überblick verloren.
Ich habe den Therapieanteil auf drei Tage pro Woche reduziert, um Zeit für Abrechnung, MitarbeiterInnengespräche und organisatorische Aufgaben zu haben. Ich sehe das als wertvolle Arbeit. Dazu gehört auch mal, persönlich zur Krankenkasse zu fahren.
Viele Logopädinnen sind fachlich top, aber unternehmerische Themen kommen in der Ausbildung oft zu kurz. Wie hast Du Dir dieses Wissen angeeignet?
Mir war schnell klar, dass ich hier eine Wissenslücke habe – und das fand ich spannend! Ich fand es schön, endlich wieder etwas zu finden, was ich lernen konnte. Ich liebe es, Fachbücher zu lesen, Fortbildungen zu besuchen und Online-Kurse zu machen.
Gerade als Selbstständige im Gesundheitsbereich muss man sich selbst um seine Weiterentwicklung kümmern, es gibt ja keinen Chef, der einen auf Fortbildung schickt.
In Deiner Biografie habe ich gelesen, dass Du auch Erfahrung mit dem Verkauf einer Praxis hast. Wie lief das ab?
Meine Praxis war auf vier Mitarbeiterinnen gewachsen, dann kam eine Filiale dazu. Als ich schwanger wurde, war für mich klar, dass ich nicht beides parallel haben möchte. Ich habe die Praxen gemeinsam verkauft – eine spannende Erfahrung, da ich vorher noch nie Verhandlungen dieser Art geführt hatte. Wichtig war, seinen Wert zu kennen und selbstbewusst zu vertreten. Am Ende habe ich an eine tolle Kollegin verkauft. Für beide Seiten eine gute Lösung.
Gibt es für jemanden, der sich gerade in einer ähnlichen Situation befindet, eine Erfahrung, die Du mitgeben möchtest? Oder etwas, das Du rückblickend anders machen würdest?
Heute ist die Marktlage anders. Es gibt ein Überangebot an älteren Praxen. Daher würde ich jungen KollegInnen raten:
Überleg Dir gut, ob Du wirklich eine bestehende Praxis übernehmen musst. Du kannst auch alleine starten.
Was war dann Dein nächster beruflicher Schritt?
Erstmal gab es keinen beruflichen Schritt, sondern einen großen, wunderbaren Doppelschritt in Richtung Familie. Diese Zeit fernab der Logopädie habe ich sehr genossen. Aber meine Gedanken blieben aktiv, und ich merkte, dass ich für die Logopädie immer noch brenne – auch als Mutter. Beim Babycafé mit logopädischen Freundinnen stellten wir fest, wie schwer es ist, die passende Fortbildung zu finden. Daraus entstand eine Idee.
Als ich dann einen Technik-Online-Kurs über WordPress besuchte, wurde mir klar: Man kann Selbstlernkurse für alles Mögliche finden – warum also nicht für LogopädInnen? Wir rennen immer noch Freitagabend nach Dresden zu Fortbildungen, die im schlimmsten Fall morgens abgesagt werden. Das empfand ich als unfair, und so entstand 2017 die Idee zur Online-Akademie memole.
Adela: Das heißt, Du hast aus dem Eigenbedarf heraus erkannt, dass es in der Aus- und Weiterbildung eine Hürde gibt, und hast Dich entschieden, das zu ändern. 2017 – das ist jetzt schon eine ganze Weile her …
Hat sich euer Angebot seitdem verändert?
Ja, anfangs waren unsere Kurse sehr textlastig: Texte, Fotos, Grafiken. Das war hochwertig produziert, aber einige KundInnen fanden es langweilig. Diese Kritik haben wir ernst genommen. Also entwickelten wir kleine Videos – und heute produzieren wir professionelle Videokurse mit Kamerateams, FotografInnen und Tontechnik. Unsere aktuellen Kurse sind eine Mischung aus Videos, Texten, Grafiken und einer Extra-Audiospur. Zudem haben wir ein aufwendiges Skript, an dem meine Mitarbeiterin Marie tagelang sitzt. Also, vom Start nur mit Text und Bild zu den Videos heute muss ich sagen, ist hier schon etwas Riesiges entstanden.
Adela: Klingt spannend, denn wir lernen ja alle auf unterschiedliche Weise.
Genau. Auch das Tempo kann individuell angepasst werden. Eine Kundin, Michaela, rief mich an und meinte: „Silke, deine Videos sind toll, aber ich brauche sie schneller.“ Technisch war das kein Problem – also haben wir die Funktion integriert, dass man bei den Videos das Tempo erhöhen kann. Wir freuen uns immer über die Rückmeldung von KundInnen.
Du dozierst selbst und hast eigene Kurse im Angebot. Wie kam es dazu?
Ich decke Randthemen ab, keine tiefgehenden Fachinhalte der Logopädie.
Mir ist wichtig, dass LogopädInnen ihren Wert kennen und ihre Privatpreise selbstbewusst vertreten können – nicht frech, sondern mit Überzeugung. Dazu gebe ich Kurse.
Auch zu Marketing für Therapiepraxen teile ich meine Erfahrungen. Unser Kurs zur Mitarbeiterführung ist besonders beliebt. Gerade PraxisinhaberInnen haben wenig Zeit für feste Fortbildungstermine. Selbstlernkurse bieten ihnen die nötige Flexibilität.
Wer sind eure Kundinnen und Kunden? Wer nutzt eure Fortbildungen?
Hauptsächlich Therapeutinnen – meist Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, zwischen 20 und 50 Jahren. Natürlich sind auch alle anderen willkommen.
Bekommst Du häufig Feedback zu euren Kursen? Gibt es Rückmeldungen, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Wir bekommen unglaublich viele Rückmeldungen, denn TherapeutInnen sind sehr wertschätzend – auch beim Konsum von Fortbildungen. Fast jede Logopädin/jeder Logopäde, der/die einen Kurs bei uns macht, gibt uns Feedback. Besonders häufig hören wir, dass unsere Kurse professionell und strukturiert aufgebaut sind. Viele schätzen, dass sie nicht nur Theorie, sondern direkt anwendbares Praxiswissen mitnehmen. Impulse, die sie sofort in ihrer Therapie umsetzen können.
Wie läuft die Anmeldung ab? Was brauche ich, um eine Fortbildung bei euch zu starten?
Ein Smartphone reicht völlig aus. Auf memole.de kann man nach Fachbereichen wie Pädiatrie oder Geriatrie filtern und den passenden Kurs auswählen. Der Bestellprozess ist simpel: vier Klicks, am einfachsten per PayPal zahlen – und innerhalb von zwei Minuten ist der Kurs im eigenen Profil freigeschaltet. Er bleibt drei Monate lang verfügbar. Wir wollten es so einfach wie möglich machen, weil nicht jeder Mensch technikaffin ist. Man kann die Kurse entspannt ansehen – ohne Kamera, ohne Gruppenarbeit, gerne auch in der Hängematte.
Jetzt nochmal zurück zu Dir persönlich: Wie viel Zeit nimmt memole derzeit in Anspruch, und arbeitest Du noch selbst in der Therapie?
Aktuell behandle ich keine PatientInnen mehr, weil die Akademie mich komplett beansprucht – mit unseren DozentInnen, MitarbeiterInnen und Kooperationsprojekten. Wo es mich noch hinführt, weiß ich nicht. Es gibt Coaching-Anfragen von KollegInnen, die ihre eigene Methode entwickeln wollen – das führt manchmal zu neuen Online-Kursen. Momentan bin ich eher im kollegialen Austausch, aber vielleicht kehre ich irgendwann zur Therapie zurück. Ich weiß es nicht und muss mich auch nicht festlegen.
Neben Deiner Arbeit und Deinen Projekten ist es wichtig, auch Zeit für sich selbst zu haben – gerade als Mama. Wie sorgst Du für Deine eigene Balance?
Gute Frage, die im Gesundheitswesen leider viel zu selten gestellt wird! Ich singe seit Jahren im Chor, gehe gerne wandern und liebe Fischbrötchen – typisch Schleswig-Holsteinerin. Diese Dinge halten mich mental gesund, und im Moment fühle ich mich richtig in meiner Kraft.
Zum Abschluss: Gibt es eine zentrale Botschaft, die Du selbstständigen oder angehenden TherapeutInnen mitgeben möchtest?
Nicht nur für Therapeutinnen, sondern fürs ganze Leben:
Trau Dir zu, dass Du alles lernen kannst. Du hast bereits alle Fähigkeiten in Dir, um Deine nächsten Projekte umzusetzen. Mit Freude und Vertrauen wirst Du viel erreichen.
Ein bisschen mehr an sich selbst glauben – das können wir alle gebrauchen.
Wo findet man mehr über memole und Deine Arbeit?
Am einfachsten direkt auf memole.de. Der Name steht übrigens für Medizin mobil lernen. Dank Suchmaschinenoptimierung sollten wir weit oben auftauchen. Und ich bin immer offen für Fragen und Anregungen. Wir sind ein Onlineshop, aber mit einem echten Menschen dahinter.