Was muss ich bei einer Physiotherapie-Praxisübernahme beachten?

Gastautorin Michaela zeigt, worauf Du bei der Übernahme einer Physiotherapiepraxis unbedingt achten musst. Sie erklärt organisatorische, wirtschaftliche und rechtliche Stolpersteine und warum eine gute Vorbereitung entscheidend ist. Ein kompakter Leitfaden für Deinen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit.

In diesem Beitrag beschreibt Gastautorin Michaela die wichtigsten Schritte, die es bei der Praxisübernahme einer Physiotherapiepraxis zu beachten gilt. Welche organisatorischen, finanziellen und rechtlichen Fragen müssen unbedingt vorher geklärt werden?


Wichtige Schritte, wenn Du eine Physiotherapiepraxis übernehmen willst

Realistische Selbsteinschätzung

Im ersten Schritt gilt es für jeden Physiotherapeuten, der den Schritt hin zur Praxisübernahme wagen möchte, zu überlegen, ob er oder sie die benötigten unternehmerischen Fähigkeiten hat. Dazu sind eine realistische Selbsteinschätzung und das Feedback von Freunden und Familie hilfreich. Denn nicht jeder gute Physiotherapeut hat auch die Fähigkeiten, eine Praxis im Sinne eines kleinen Unternehmens zu führen.

Wichtig ist, sich darüber im Klaren zu sein, dass neben den Aufgaben als TherapeutIn auch zahlreiche organisatorische Tätigkeiten anfallen, die es im Angestelltenverhältnis nicht gibt – etwa Buchhaltung, Personalplanung oder Marketing.

Die geeignete Praxis zur Übernahme finden

Wenn geklärt ist, dass das Projekt „Praxisübernahme Physiotherapie“ gestartet werden soll, geht es an die Suche des geeigneten Objekts. Das kann auf vielen verschiedenen Wegen passieren:

  • Über das eigene Netzwerk
  • Anzeigen in Branchenzeitschriften oder Tageszeitungen
  • Internetportale wie eBay Kleinanzeigen oder praxisnachfolge.de
  • Internetportale, wie ebay Kleinanzeigen oder praxisnachfolge.de
  • Branchenverbände und Interessensvertretungen (wie zB Physio Austria)
  • Über den eigenen Chef, der seine Praxis weiterverkaufen möchte

Je nachdem, über welchen Weg die Praxis gefunden wird, stellen sich unterschiedliche Fragen. Wer eine Praxis übernimmt, in der er bisher bereits gearbeitet hat, hat einen guten Einblick in Abläufe, Patientenstruktur oder anfallende Kosten. Bei einer unbekannten Praxis muss jedoch mehr Zeit in die Recherche investiert werden – etwa in die Analyse des Standorts, der Mitbewerber und der vorhandenen Infrastruktur.

Alleinübernahme oder mit PartnerIn

Eine weitere wichtige Frage, die zu Beginn geklärt werden muss: Soll die Praxis alleine oder gemeinsam mit einem/einer PartnerIn übernommen werden? Eine Übernahme mit PartnerIn verringert in der Regel das finanzielle Risiko, erhöht jedoch den Abstimmungsbedarf und setzt voraus, dass die Praxis lukrativ genug ist, um zwei InhaberInnen zu tragen.

Chancen und Risiken einer Praxisübernahme

Eine bestehende Praxis zu übernehmen, bietet viele Vorteile: ein schneller Start mit einem bestehenden Patientenstamm, ein etabliertes Netzwerk zu Ärztinnen, Ärzten und anderen Kooperationspartnern sowie häufig ein eingespieltes Team. Zudem kann die Übernahme günstiger sein als eine Neugründung, da viele Strukturen bereits bestehen.

Dennoch sollten auch die Risiken nicht unterschätzt werden: Altlasten, abwandernde PatientInnen, unklare Arbeitsverträge der Mitarbeitenden oder veraltete Praxisabläufe können zu Herausforderungen werden. Eine sorgfältige Prüfung vorab ist daher entscheidend.

Wirtschaftliche Faktoren prüfen

  • Patientenstamm: Wie viele aktive PatientInnen gibt es, wie regelmäßig kommen sie und besteht eine Abhängigkeit von bestimmten Zuweisenden?
  • Finanzen: Umsatz, laufende Kosten, Steuerlast sowie mögliche offene Verbindlichkeiten oder ausstehende Zahlungen prüfen.
  • Investitionsbedarf: Müssen Geräte, Möbel oder die IT modernisiert werden?
  • Kassenverträge und Zulassungen: Prüfen, ob bestehende Kassenverträge übernommen werden können oder neue beantragt werden müssen.

Standort und Infrastruktur

  • Mietvertrag und Laufzeit analysieren – drohen Preissteigerungen nach Vertragsende?
  • Barrierefreiheit sicherstellen (Zugang, Türen, Sanitäranlagen).
  • Zustand der Praxisräume und eventuellen Renovierungsbedarf prüfen.
  • Wettbewerb im Umfeld einschätzen, um die Chancen auf Patientenneugewinnung zu bewerten.

Rechtliche Aspekte

  • Arbeitsverträge und Personalübernahme prüfen (offene Urlaubsansprüche, Gehälter etc.).
  • Datenschutz und DSGVO-konforme Patientenakten sicherstellen.
  • Versicherungen wie Berufshaftpflicht, Gebäude- und Hausratversicherung klären.

Versteckte Kosten nicht vergessen

  • Kaution für das Mietobjekt, Notar- und Vertragsprüfungskosten
  • Steuer- und Rechtsberatung
  • IT- und Software-Umstellung
  • Marketingmaßnahmen zur Information der PatientInnen
  • Anpassungen an gesetzliche Vorgaben (Barrierefreiheit, Kassensysteme, Datenschutz)
  • Personal-Weiterbildungskosten für neue Leistungen oder Geräte

Patientenstamm, Mitarbeitende und Übergabe regeln

Eine erfolgreiche Praxisübernahme steht und fällt mit einer klar geregelten Übergabe von PatientInnen und Mitarbeitenden.

Patientenrechte

PatientInnen haben die freie Wahl, ob sie nach einer Übernahme weiterhin in der Praxis behandelt werden möchten. Sie müssen über die Übernahme informiert werden und aktiv der Weitergabe ihrer Daten zustimmen. Laufende Behandlungen, Rezepte und Therapiepläne sollten transparent übergeben und dokumentiert werden. So haben PatientInnen – in Deutschland laut § 630g BGB und in Österreich laut § 8 DSG – das Recht, eine Kopie ihrer Patientenakte zu erhalten.

Mitarbeitende

Bestehende Arbeitsverträge gehen gemäß § 613a BGB in Deutschland und § 3 AVRAG in Österreich automatisch auf die neuen InhaberInnen über. Resturlaub, offene Ansprüche und Gehaltsbedingungen müssen übernommen werden. Auch hier ist eine sorgfältige Prüfung aller Personalunterlagen wichtig.

Praxisübernahmevertrag

  • Kaufpreis und Zahlungsmodalitäten klar definieren
  • Haftung für Altlasten festlegen
  • Wettbewerbs- und Konkurrenzklausel vereinbaren
  • Übergabezeitraum und Einarbeitung regeln
  • Datenschutz und Übergabe der Patientenakten dokumentieren
  • Mitarbeitendenübernahme detailliert festhalten

Anfallende Kosten bei der Physiotherapie Praxis Übernahme

Die Kosten variieren stark je nach Praxisgröße, Ausstattung, Standort und Finanzierung. Eine gängige Methode zur Berechnung ist die Ertragswertmethode, bei der der Gewinn der Praxis zugrunde gelegt und um Abschreibungen, Finanzierungskosten, Steuern und kalkulatorischen Unternehmerlohn angepasst wird.

Als Richtwert für die Gesamtfinanzierung gelten häufig 35.000 bis 100.000 Euro, ähnlich wie bei einer Neugründung.

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Die richtige Praxis-Software erleichtert die Übernahme und Organisation

Die Übernahme einer Praxis bedeutet oft eine große Menge an Verwaltungsarbeit: PatientInnenakten müssen DSGVO-konform übertragen, Termine koordiniert und Mitarbeitende eingearbeitet werden. Hier können digitale Tools entscheidend unterstützen.

Eine maßgeschneiderte moderne Praxissoftware für Physiotherapie-Praxen hilft, diese Prozesse zu vereinfachen und sicher zu gestalten:

  • Patientenakten digitalisieren und übertragen: PatientInnen können ihre Einwilligung direkt digital geben, während die Übertragung automatisch dokumentiert wird – sicher, schnell und rechtskonform.
  • Effiziente Terminplanung und Mitarbeitereinsatz: Kalenderfunktionen ermöglichen eine einfache Verwaltung von Terminen, Urlaubszeiten und Vertretungen.
  • Kosten- und Finanzübersicht: Integrierte Module erleichtern Buchhaltung, Abrechnung und Export von Daten für SteuerberaterInnen.
  • Integrierte DSGVO-Rahmenbedingungen: Die Software unterstützt bei der sicheren Speicherung, Verarbeitung und Archivierung sensibler Patientendaten.

Digitale Lösungen unterstützen nicht nur bei der Übernahme, sondern optimieren auch langfristig die Organisation im Praxisalltag. Eine gut strukturierte Software wie appointmed spart Zeit, minimiert Fehlerquellen und sorgt dafür, dass Du Dich ganz auf die anderen Aspekte einer Praxisübernahme und vor allem das Wichtigste, Deine PatientInnen, konzentrieren kannst.

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Zusammenfassung: Die wichtigsten Punkte bei der Praxisübernahme

  • Realistische Selbsteinschätzung und gute Vorbereitung
  • Geeignetes Objekt und Standort sorgfältig prüfen
  • Alleine oder mit PartnerIn übernehmen
  • Patientenstamm, Mitarbeitende und Verträge prüfen
  • Kosten und mögliche Altlasten im Blick behalten
  • Praxissoftware gezielt für Verwaltung und Datenübertragung nutzen

Mit einer klaren Planung, rechtlicher und wirtschaftlicher Prüfung und der Unterstützung durch digitale Tools gelingt der Schritt in die Selbstständigkeit einfacher, sicherer und nachhaltiger.