Therapieformen in der Physiotherapie kompakt erklärt

Die Physiotherapie bietet eine Vielzahl an Behandlungsmethoden – doch welche davon passen wirklich zu Deinem Angebot oder Deinem Schwerpunkt? Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Therapieformen in der Physiotherapie übersichtlich zusammen, zeigt ihre Ziele und Einsatzgebiete und hilft Dir dabei, die passenden Methoden für Deine Praxis auszuwählen.

Wichtige Physiotherapie-Therapieformen im Überblick

Hier findest Du die wichtigsten Therapieformen inkl. ihrer verschiedenen Ansätze und Konzepte kompakt erklärt.


Manuelle Therapie

Die manuelle Therapie nutzt spezielle Handgriffe, um Gelenke, Muskeln und Nerven zu behandeln. TherapeutInnen arbeiten mit Zug-, Druck- und Gleittechniken, um Beweglichkeit zu fördern und Schmerzen zu reduzieren. Diese Methode der Physiotherapie eignet sich besonders bei Blockaden, Bewegungseinschränkungen und muskulären Dysbalancen. Sie ist eine der wichtigsten Basistechniken in jeder physiotherapeutischen Praxis. Bei der manuellen Therapie gibt es verschiedene Ansätze und Formen, darunter:

  • Analytische Biomechanik nach Sohier
  • Manuelle Therapie nach Cyriax
  • Dreidimensionale manuelle Fußtherapie nach Zukunft-Huber
  • Manuelle Therapie nach dem Maitland Konzept
  • Therapie nach dem McKenzie Konzept
  • Extension/Schlingentisch

Krankengymnastik

Die Krankengymnastik ist eine der zentralen Methoden der Physiotherapie. Sie kombiniert aktive Bewegungen, Krafttraining und funktionelle Übungen. Ziel ist es, Haltung, Muskelkraft, Stabilität und Bewegungsmuster zu verbessern. Das hilft, die Muskulatur der PatientInnen aufzubauen, Schmerzen zu reduzieren und sie dabei zu unterstützen, langfristig selbständig an ihrer Gesundheit zu arbeiten. Zu den verschiedenen Arten der Krankengymnastik gehören:

  • Atemtherapie (auch Atemphysiotherapie)
  • Bobath Konzept
  • Brügger Therapie
  • Beckenbodentraining
  • Schlingentischtherapie
  • Lösungstherapie
  • Funktionelle Bewegungslehre
  • Brunkow-Therapie
  • Gerätegestützte Krankengymnastik
  • Medizinisches Gerätetraining
  • Rückbildungsgymnastik

Massagen

Massageformen gehören zu den bekanntesten Therapieansätzen. Sie lösen Verspannungen der Muskulatur, fördern die Durchblutung, verbessern langfristig die Beweglichkeit und unterstützen die Regeneration. In der Physiotherapie kommen verschiedene Arten von Massagen zum Einsatz:

  • Klassische Massagen
  • Bindegewebsmassage
  • Unterwassermassage
  • Segmentmassage
  • Colonmassage

Triggerpunkttherapie

Diese Art der Physiotherapie konzentriert sich auf lokal begrenzte Verhärtungen in der Muskulatur, die Schmerzen auslösen, welche in andere Bereiche ausstrahlen können. Durch gezielten Druck werden diese Punkte gelöst. Die Therapie kann schnell spürbare Erleichterung bringen und eignet sich besonders bei hartnäckigen Muskelverspannungen. Zu Formen der Triggerpunkttherapie gehören:

  • Ischämische Kompression
  • Dry Needling (Nur mit entsprechender Zusatzausbildung!)
  • Spray-and-Stretch-Technik
  • Triggerpunkttherapie mit speziellen Instrumenten (IASTM)

Manuelle Lymphdrainage

Dieser Behandlungsansatz ist eine sehr sanfte Technik, die den Abfluss von Lymphflüssigkeit unterstützt. Mit rhythmischen, kreisenden Griffen reduzierst Du Schwellungen und förderst die Gewebeheilung. Diese Art der Behandlung wird oft nach Operationen, Verletzungen oder bei chronischen Lymphödemen eingesetzt. Typische Formen und Ansätze sind:

  • Manuelle Lymphdrainage nach Vodder
  • Manuelle Lymphdrainage nach Földi
  • Manuelle Lymphdrainage nach Leduc
  • Präoperative und postoperative Lymphdrainage
  • Onkologische Lymphdrainage
  • Lymphdrainage bei chronischen Lymphödemen

Faszientherapie

Die Faszientherapie konzentriert sich auf das Bindegewebe, das Muskeln, Organe und Strukturen umhüllt. Verklebungen oder Spannungen können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Durch gezielte Dehnungen und Druck wird das Gewebe wieder elastischer. Die Methode verbessert die Beweglichkeit, stimuliert das Gewebe und unterstützt eine schmerzfreie Bewegung.

Neurophysiologische Therapie

Neurophysiologische Therapieansätze unterstützen PatientInnen mit neurologischen Erkrankungen dabei, Bewegungsmuster neu zu erlernen. Als TherapeutIn arbeitest Du gezielt mit Reizen, Widerständen und geführten Bewegungen, um das Nervensystem anzuregen. Ziel ist es, Haltung, Koordination und Alltagsfunktionen Schritt für Schritt zu verbessern. Konzepte und Ansätze dieser Form der Physiotherapie sind:

  • Bobath-Methode
  • Vojta-Methode
  • Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF) bzw. Kabat-Methode
  • Therapie nach Perfetti Konzept

Sensomotorisches Training

Sensomotorisches Training (Propriozeption) verbessert das Zusammenspiel von Nerven und Muskulatur. PatientInnen lernen, ihre Körperwahrnehmung zu verbessern und Bewegungen sicherer zu koordinieren. Typisch sind Übungen auf instabilen Unterlagen oder mit Balance-Pads. Auch Bewegungen für alltägliche Tätigkeiten können erlernt und geübt werden. Ziel ist mehr Stabilität, bessere Kontrolle über den Körper und das Vermeiden von erneuten Verletzungen. Auch hier gibt es verschiedene Formen, wie:

  • Gleichgewichtstraining
  • Koordinationstraining
  • Reaktions- und Antizipationstraining
  • Propriozeptives Krafttraining
  • Funktionelles Training
  • Therapeutisches Reiten

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Elektrotherapie

Die Elektrotherapie nutzt gezielte Stromimpulse, um Schmerzen zu lindern, Muskeln zu stimulieren und die Heilung zu fördern. Niederfrequente Ströme unterstützen vor allem die Muskelstimulation und Durchblutung. Mittelfrequente Elektroimpulse wirken tiefer und werden häufig zur Schmerzreduktion eingesetzt. Hochfrequente Elektrotherapie erzeugt Wärme im Gewebe und unterstützt so Entspannung, Stoffwechsel und Regeneration. Arten der Elektrotherapie sind:

  • TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation)
  • EMS (Elektromuskelstimulation)
  • Interferenzstrom
  • Galvanisation
  • Hochvolttherapie

Ultraschalltherapie

Die Ultraschalltherapie arbeitet mit hochfrequenten Schallwellen, die tief ins Gewebe eindringen. Sie erzeugen eine angenehme Tiefenwärme und fördern die Durchblutung. Das unterstützt die Heilung von Muskeln, Sehnen und Bändern. Diese Behandlung kann angewendet werden bei chronischen Reizzuständen, zur Behandlung von Narbengewebe oder von hartnäckigen Schmerzen. Auch bei dieser Behandlung gibt es verschiedene Methoden:

  • Kontinuierlicher Ultraschall
  • Gepulster Ultraschall
  • Phonophorese

Sportphysiotherapie

Sportphysiotherapie unterstützt PatientInnen, die sportlich aktiv sind – vom Hobbysport bis zum Leistungssport. Der Fokus dieser Art der Physiotherapie liegt auf schonenden und gezielten Übungen, die Kraft, Stabilität und Bewegungsabläufe verbessern. Ziel ist es, Überlastungen vorzubeugen und nach Verletzungen rasch wieder belastbar zu werden. Auch Trainingspläne, Leistungsanalysen und sportartspezifische Reha gehören zum Bereich der Sportphysiotherapie. Teilbereiche der Sportphysiotherapie können sein:

  • Rehabilitation nach Operationen
  • Stufenweiser Aufbau nach Verletzungen
  • Prävention & Athletiktraining
  • Performance-Support
  • Bewegungs- und Technikanalyse
  • Förderung der Kraftausdauer
  • Muskelaufbautraining
  • Ergometer Training (Last-, Intervall- und Trainingspulsgesteuert)
  • Laufband
  • Geh- und Lauftraining

Taping

Beim Taping (in den meisten Fällen handelt es sich um das Kinesio-Taping) handelt es sich um hautfreundliche Klebebänder (Tapes), die auf Körperstellen geklebt werden. Das stützt und unterstützt Muskeln und Gelenke, ohne die Beweglichkeit einzuschränken. Die elastischen Tapes können schonend Bewegungen stabilisieren und die Wahrnehmung für bestimmte Bewegungen verbessern. Taping ist oft eine ergänzende Maßnahme zur Krankengymnastik oder Sportphysiotherapie, um PatientInnen im Alltag oder Sport zu entlasten.

Peloidtherapie

Bei der Peloidtherapie kommen natürliche Stoffe wie Moor, Schlamm oder Heilerde zum Einsatz. Sie werden erwärmt und lokal als Packung, zB Moorpackung, aufgetragen. Die Wärme dringt tief ins Gewebe ein und fördert die Durchblutung. Schmerzen und Verspannungen können sich lösen. Die Methode eignet sich besonders bei chronischen Beschwerden des Bewegungsapparats und zur Vorbereitung weiterer physiotherapeutischer Behandlungen.

Hydro- und Balneotherapie

Die Hydro- und Balneotherapie nutzt die Wirkung von Wasser in verschiedenen Formen. Wärme, Kälte, Auftrieb und Druck erleichtern Bewegungen und reduzieren Schmerzen. Diese Methoden eignen sich besonders für PatientInnen mit Problemen der Gelenke oder Wirbelsäule, Muskelverspannungen oder chronischen Schmerzen. Zu den verschiedenen Arten gehören:

  • Fuß- und Armbäder
  • Medizinische Voll- und Teilbäder
  • Elektrogalvanische Voll- und Teilbäder
  • Kohlensäure- und Kohlensäuregasbäder
  • Wechselbäder
  • Moor- und Schlammbäder
  • Solebäder
  • Inhalation in verschiedenen Formen

Wärme- und Kältetherapie

Wärme und Kälte gehören zu den klassischen physikalischen Therapieformen. Wärme löst Verspannungen, regt den Blutkreislauf an und unterstützt die Regeneration. Kälte wirkt schmerzlindernd, abschwellend und beruhigt gereiztes Gewebe. Je nach Beschwerden können diese Methoden einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Sie eignen sich oft auch als Vorbereitung oder Ergänzung zu aktiven Übungen.

Wärmetherapien:

  • Heißluft
  • Rotlicht
  • Wärmepackungen (zB Fango, Moor)
  • Wärmflasche oder Wärmekissen
  • Infrarot-Therapie
  • Ultraschall mit Wärmewirkung
  • Heiße Rolle
  • Psammotherapie (Sandbett)

Kältetherapien:

  • Kaltpackungen bzw. Coolpacks
  • Eisabreibungen (Ice Massage)
  • Kryotherapie
  • Kaltlufttherapie
  • Kaltwasseranwendungen

Osteopathie

Die Osteopathie ist genau genommen eine eigene Therapieform. Sie betrachtet den Körper als Einheit, arbeitet mit sanften, manuellen Techniken und bezieht auch Methoden der Alternativmedizin in die Behandlung ein. Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte anzuregen und zu fördern.

Der Unterschied zur Physiotherapie liegt im Ansatz: Physiotherapie legt großen Wert auf die wissenschaftliche Basis. Im Zentrum stehen klare Befunde und Trainingsziele. Osteopathie denkt ganzheitlicher und bezieht auch alternative Medizin in die Behandlung ein. Beide Methoden können sich sinnvoll ergänzen.

Weitere Therapieformen

Zu möglichen weiteren Formen der Therapie zählen hauptsächlich sogenannte indikationsbezogene Therapieprogramme. Diese beinhalten Übungen und Techniken, die bei bestimmten Erkrankungen und Beschwerdebilder eingesetzt werden. Sie folgen klaren Leitlinien und erleichtern TherapeutInnen die gezielte Behandlung. Sie unterstützen dabei, Therapieziele zu erreichen und Fortschritte zu erfassen. Zu solchen Therapieansätzen gehören:

  • Rückenschule
  • Atemschule
  • Orofaziale Therapie (bei Säuglingen und Kleinkindern)
  • Gefäßtraining (bei PAVK oder bei venöser Problematik)
  • Programme zur Körperwahrnehmung (zB Lösungstherapie)
  • Postoperative Rehabilitation

Wie wähle ich die passende Therapieform der Physiotherapie für mich?

Du interessierst Dich für die Arbeit als PhysiotherapeutIn oder möchtest Deinen PatientInnen neue Behandlungen anbieten, weißt aber nicht, für welche Therapieform Du Dich entscheiden solltest?

Diese Vorüberlegungen sollen Dir helfen, den passenden Ansatz zu finden:

  • Zielgruppe und typische Beschwerden
    Überlege, welche PatientInnen Du am häufigsten behandelst oder mit wem Du arbeiten möchtest. PatientInnen mit chronischen Schmerzen? SportlerInnen? PatientInnen mit neurologischen Erkrankungen? SeniorInnen? Reha-PatientInnen? Die Bedürfnisse Deiner Zielgruppe geben oft die Richtung vor.
  • Eigene Interessen
    Nur, wenn die Methode wirklich zu Dir passt, wirst Du langfristig motiviert bleiben und Deinen PatientInnen eine gute Behandlung bieten können. Frag Dich: Welche Methoden und Ansätze interessieren Dich wirklich? In welche Themen möchtest Du Dich vertiefen?
  • Nachfrage und Konkurrenz
    Welche Arten der Physiotherapie sind in Deiner Region besonders gefragt? Was bereichert Dein aktuelles Angebot? Welche Behandlungen bietet Deine Konkurrenz nicht an?
  • Zeit und Kosten der Ausbildung
    Manche Therapie-Formen benötigen eine intensive und langwierige Aus- oder Weiterbildung. Prüfe, ob es in Deiner Region Anbieter gibt und wie sich die Schulung mit Deinem Arbeitsalltag vereinbaren lässt.
  • Kombinierbarkeit mit bestehenden Methoden
    Oft erzielt eine Physiotherapie die besten Ergebnisse, wenn verschiedene Behandlungsformen miteinander kombiniert werden. Überlege Dir also (zB auch anhand Deiner Zielgruppe), welche Therapiearten Dein aktuelles Angebot sinnvoll ergänzen können.
  • Wissenschaftliche Basis
    Achte auf seriöse Ausbildungsstätten und eine wissenschaftliche Basis. Eine gute Weiterbildung ist nicht nur wichtig für Deine Karriere, sondern auch für die Gesundheit Deiner PatientInnen.

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AutorIn Info

AutorIn: Mario Habenbacher

Mario Habenbacher

CMO, Co-Founder, appointmed GmbH

Neben seinem Engagement für diverse medizinische Gesellschaften (EUROSPINE, EFNR, spine.at), hat Mario mehrere Jahre Erfahrung im Brand Management der Österreich Werbung gesammelt.