Die Massage Praxis auf dem Fahrrad – mit Karl Bauer

Lesedauer: 8:45 Minuten
Karl Bauer verlegt seine Praxis auf das Fahrrad

© by Barbara Pacejka Fotografie

Vielseitigkeit und die persönlichen Werte im Beruflichen wie im Privaten in Einklang zu bringen, schein Karl Bauers Lebensmotto zu sein. Er ist ausgebildeter Heilmasseur, diplomierter Sportlehrer, Shiatsu-Praktiker und Cranio-Sacral-Praktiker. Seine Liebe zum Ausdauersport zeigt sich in den beachtlichen Distanzen, die er im Laufe seines Lebens schon zurückgelegt hat: rund 30 Marathons, zwölf Mal die Ironman-Distanz im Triathlon, mit dem Fahrrad ans Nordkap und die Hochzeitsreise ging auf Zwei Rädern nach Gibraltar. Seit zehn Jahren ist Karl Bauer verheiratet und Vater von drei Söhnen, die in Sachen Sportlichkeit in seine Fußstapfen treten.

Wir sprechen mit ihm über seinen Karriereweg, die Vorteile von der Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis und der Selbstständigkeit und warum Leidenschaft für die Sache, immer die beste Antriebskraft ist.

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Hallo Karl! Gib uns doch erstmal einen Überblick über die bisherigen Meilensteine Deiner Karriere!

Karl: Direkt im Anschluss an meine Ausbildung als Heilmasseur habe ich 1998 einen großartigen Job in einem Fünf-Sterne-Hotel in Tirol bekommen. Mein Hauptaufgabenbereich waren klassische Massagen im hauseigenen Wellnessbereich, aber auch Wassergymnastik und sportliche Animation standen auf dem Programm. Anschließend habe ich einen Job in einem Kurzentrum in Bad Sauerbrunn angenommen. Hier habe durfte ich nicht nur als Masseur arbeiten, sondern auch zusammen mit Physiotherapeuten im Bereich Trainingstherapie, sowie Kurse und Vorträge zum Thema Ausdauersport anbieten. Das hat mir sehr viel Selbstbewusstsein mitgegeben.

Ein echter Meilenstein war dann meine Arbeit in der Gemeinschaftspraxis Sportordination Wien, wo ich bis Mitte 2021 tätig war. Die Zusammenarbeit mit den dort tätigen Physiotherapeuten hat mich auf sehr vielen Ebenen enorm weitergebracht und schlussendlich auch zu appointmed, da wir quasi als „Pioniere“ die unkomplizierte Praxissoftware für unsere Praxis genutzt haben.

Adela: Das freut uns sehr! Ich hätte eine ergänzende Frage zu deinen Karriereschritten: Warst du in den Jobs bis zur Gemeinschaftspraxis bereits selbstständig oder durchgehend angestellt?

Karl: Als ich im Kurzentrum Bad Sauerbrunn gearbeitet habe, kamen immer wieder Kundinnen und Kunden auf mich zu und fragten, ob ich auch Hausbesuche mache.

Ich habe mir dann einen mobilen Massagetisch zugelegt und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Das hat sich für mich schnell sehr stimmig angefühlt, vor allem da ich gemerkt habe, dass ich mich sehr gut selbst organisieren kann. 2008 habe ich dann bei einem Trainingslager auf Fuerteventura zufällig privat die Therapeuten der Sportordination Wien kennengelernt. Sie hatten gemeinsam Rad- und Laufausflüge unternommen und ich hatte sie irgendwann angesprochen und mich ihnen angeschlossen. Sie wiederum kamen dann am Ende des Trainingslagers auf mich zu und fragten, ob ich in die Gemeinschaftspraxis einsteigen möchte. So habe ich meine Selbstständigkeit wieder eingestellt und bin in die Sportordination Wien mit eingestiegen.

Adela: Manchmal bringt der Zufall Menschen zusammen, wo die Chemie gleich von Anfang an stimmt, und man wagt etwas Neues.

Karl: Absolut! Ich habe damals gleich gespürt, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Mit der Sportordination zusammen haben dann noch einige weitere Trainingscamps stattgefunden, bei denen ich als Trainer, aber auch als Masseur mit dabei war. Ich war hatte also ein ausfinanziertes Trainingscamp für mich und habe auch noch selbst Geld verdient, da ich die Athleten massiert habe. Das war perfekt. Es hat zudem zu weiteren Vernetzungen geführt und so bin ich seit 2010 im fixen Kader der Betreuung beim Vienna City Marathon. Jedes Jahr bin ich das ganze Wochenende für die Beine der Top-Athleten aus Kenia, Äthiopien, usw. zuständig. Schon so lange das Vertrauen zu genießen und ein Teil diese Top-Veranstaltung zu sein, ist für mich ein großes Privileg.

Adela: Ausbildung und Netzwerk, sind wie man auch hier sieht, zwei der wichtigsten Standbeine. Nun haben wir ja gehört, dass du in deiner Karriere immer wieder zwischen Angestelltenverhältnis und Selbstständigkeit gewechselt hast.

Welche persönlichen Überlegungen, welche Pros und Contras waren bei Deinen Karriereentscheidungen am wichtigsten?

Der Sprung in die Selbstständigkeit ist mir relativ leicht gefallen, da ich mich gut organisieren kann und durch den Triathlon-Sport konsequent und ehrgeizig bin.

Karl: Wenn man einen Trainingsplan hat, dann gibt es keine Müdigkeit oder schlechtes Wetter. Man setzt sich ein Ziel, macht einen Plan und hält sich daran. Diese Einstellung hilft mir in der Selbstständigkeit sehr. Zu Beginn meiner mobilen Selbstständigkeit war die logistische Organisation oft sehr mühsam, ich musste mit dem Auto ständig von A nach B und wieder zurückfahren, weil die Klienten, die ich an dem Tag hatte, mitunter weit auseinander wohnten.

Aber ich wusste, dass ich in den sauren Apfel beißen muss, um mir einen Namen aufzubauen. Heute bin ich in meinem Bezirk Vielen gut bekannt und werde von Ärzten und Physiotherapeuten weiterempfohlen. Es hat sich also ausgezahlt.

Bis 2021 warst du in der Gemeinschaftspraxis und hast Dich dann erneut für die Selbstständigkeit entschieden. Wie kam es dazu?

Karl: 2019 kam unser drittes Kind auf die Welt und ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich so weitermache wie bisher, genau der Vater werde, der ich nie sein wollte. Ich bin um 5.00 Uhr morgens aufgestanden und oft erst um 20.00 oder 21.00 Uhr nach Hause gekommen. Meine Frau ist seit 2014 in Karenz und ich bin quasi der Alleinverdiener, weshalb ich viel gearbeitet habe, aber meine Kinder habe ich so kaum noch gesehen. Ich habe meinen Kollegen in der Sportordination gesagt, dass ich aufhören möchte und wir haben eine sehr schöne Abschiedsparty bei mir zu Hause veranstaltet.

Ich wollte ihnen so auch nochmals zeigen, warum ich diesen Schritt mache: wegen meiner Familie.

Ich bin daraufhin wieder zur mobilen Selbstständigkeit zurückgekehrt, wusste aber, dass ich nicht mehr mir dem Auto unterwegs sein möchte. Ich habe mir ein Lastenrad angeschafft, den Tisch vorne drauf montiert und fahre nun damit im Bezirk Wiener Neustadt zu meinen Kunden.

Adela: Wie wurde das von den Kunden angenommen?

Karl: Sehr gut. Was mich aber am meisten daran freut ist, dass man auch gleich andere Menschen motiviert und inspiriert. Ein Techniker bei uns im Ort fährt seine Haushaltsgeräte nun auch per Lastenrad aus. Ich muss zugeben, dass ich nicht bei jedem Wind und Wetter mit dem Rad fahre, da es auch nicht möglich ist, sich an einem regnerischen Tag vor den Terminen jedes Mal umzuziehen.

Ich überlege aber in den nächsten Jahren auf ein Elektroauto umzusteigen, um trotzdem nachhaltig unterwegs zu sein. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Ich habe im letzten Jahr zwei Angebote bekommen in Gemeinschaftspraxen einzusteigen. Daran merke ich einmal mehr:

Wenn man mit Leidenschaft bei der Sache und gut vernetzt ist, dann öffnen sich viele Türen und die Möglichkeiten werden immer besser.

Adela: Dein Werdegang zeigt uns auch, dass es nicht immer eine lineare Entwicklung geben muss, sondern dass man sich auch auf neue Wege einlassen kann und sollte, wenn sie sich eröffnen. Weil Du davon gesprochen hast…

Wie wichtig es ist mit Leidenschaft bei der Sache zu sein: Was braucht es Deiner Meinung nach, um bei der Sache zu bleiben.

Karl: Mein Beruf als Masseur ist für mich einfach vielmehr eine Berufung. Wenn man zu Menschen wöchentlich oder alle 14 Tage zum Massieren kommt, dann wird man mit der Zeit Teil des Lebens dieser Menschen. Sie sind mit der Zeit weit mehr als einfach nur Kunden, schütten einem das Herz aus und das ist ein Vertrauen, dass ich als großes Privileg empfinde.

Adela: Eine schöne Sache. Du sagst, dass du dir mit deinem Konzept, aber vor allem mit deiner Kompetenz einen Namen gemacht hast. Werbung ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Wie handhabst du diesen Aspekt?

Kümmerst Du Dich selbst darum oder wird Dein Marketing extern gemacht?

Karl: Als ich noch in der Sportordination mit dabei war, musste ich mich um diesen Aspekt nicht kümmern. Bei der Praxismiete, die ich gezahlt habe, waren Kosten für die Website, Werbung oder auch Stände aus Messen mit dabei.

Als ich mich dann 2021 wieder selbstständig gemacht habe, habe ich all diese Aspekte selbst übernommen. Ich habe ein Logo gestaltet, mein Lastenrad und T-Shirts damit bedruckt, Visitenkarten und eine eigene Website erstellt. Viel Werbung habe ich allerdings nicht gebraucht, da ich sehr gut vernetzt war. So habe ich auch die Website mittlerweile wieder stillgelegt, da ich so gut gebucht war, dass ich Termine oft erst in vier bis fünf Wochen anbieten konnte und das will kein Kunde gerne hören.

Auch auf Social Media bin ich nicht sehr aktiv. Ein gutes Netzwerk, Ärzte und Physiotherapeuten, die deine Visitenkarten weitergeben oder Stammkunden, die einen weiterempfehlen sind die beste Werbung.

Adela: Natürlich bereitet das für Therapeuten und Masseure, die sich neu selbstständig machen wollen Schwierigkeiten…

Welche Tipps würdest Du neuen Selbstständigen geben?

Karl: Wenn man in seinem Umfeld erzählt, dass man sich selbstständig machen möchte, fliegen einem oft unzählige negative Klassiker entgegen wie: Willst du dir das wirklich antun? Was machst du, wenn wieder so etwas passiert wie Corona? Was machst du, wenn die Kunden ausbleiben? Ich empfehle, sich davon nicht in eine Abwärtsspirale bringen zu lassen.

Wenn man eine Leidenschaft für etwas hat, dafür brennt und sich gut organisieren kann, dann sollte man es unbedingt tun.

Auch ein Angestelltenverhältnis ist nicht so sicher wie es das vielleicht vor 20 oder 30 Jahren noch war. Viele möchten gerne die Sicherheit haben, dass sie zB in Krankenstand gehen können. Ich bin aktuell allerdings auch im Krankenstand nach einer Operation. Ich habe in den Monaten davor vorgearbeitet und kann es mir jetzt „leisten“, dass ich nun zwei Monate im Krankenstand bin.

Hier sind wir wieder bei dem wichtigen Thema, dass man sich gut organisieren können muss. Die Dinge, die einem nicht liegen, sollte man outsourcen. Ich habe mir z.B. von Anfang an eine sehr gute Steuerberaterin genommen.

Adela: Das ist auf jeden Fall gut investiertes Geld.

Karl: Das stimmt. An der Stelle auch ein großes Kompliment an appointmed: Mit einem Knopfdruck erspare ich mir stundenlanges Zusammenschreiben und Auflisten. Das ist eine absolute Bereicherung in meinem Arbeitsalltag geworden.

Adela: Das freut uns sehr zu hören, vielen Dank. Weil Du gerade Deinen derzeitigen Krankenstand erwähnt hast:

Was machst Du, um Deine Batterien aufzuladen und Selbstfürsorge zu betreiben?

Karl: Ich lasse mich regelmäßig selbst behandeln in Form von Massagen, vor allem Cranio-Sacral-Behandlungen liebe ich. Sie erden mich besonders gut. Mein absoluter Ruhepol ist zudem meine Familie. Wenn ich mich mit meinen drei Burschen zusammensetze und ein Brettspiel spiele, dann gibt mir das unglaublich viel Ruhe. Wir haben uns ein schönes Eigenheim mit Garten eingerichtet, ein Kletterparadies für unsere Söhne und eine Ruheoase für meine Frau und mich.

Adela: Als Selbstständiger ist es auch wichtig immer informiert zu sein…

Wie hältst Du Dich über News und Trends im Gesundheitsbereich auf dem Laufenden?

Karl: Unsere Massage-Innung hält uns sehr gut up-to-date, sei es durch Magazine, ihre Website oder den regelmäßigen Newsletter. Ich fühle mich sehr gut informiert was Behandlungsmethoden oder auch Administratives anbelangt. Über Gespräche mit meinen Physio-Kollegen erfahre ich auch laufend Neues und ich versuche mindestens alle zwei Jahre eine Weiterbildung zu besuchen.

Wo erfahren Interessierte mehr über Dich?

Karl: Das ist ganz einfach: Über die Online-Buchung, die appointmed für mich erstellt hat. Da können Termine bei mir gebucht werden.

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